Das Jahr 2019 geht so langsam zu Ende. Für die NRW-Lokalradios eine gute Gelegenheit, das Jahr nochmal Revue passieren zu lassen. Als Gesprächspartner im traditionellen Jahresrückblick-Interview für die NRW-Lokalradios freute sich Nachrichtenchef Marc Weiß über Ministerpräsident Armin Laschet, Stefanie Kloß, Frontfrau der Band Silbermond, Leon Windscheid, Unternehmer und Buchautor sowie Jana Reiter, 14-jährige Schülerin, Klimaaktivistin und Jugendvorsitzende des Plant-for-the-planet-Club Mettmann. Das Interview fand gestern Abend im NRW-Landtag statt. Ausgestrahlt wird es bei den NRW-Lokalradios (Ausnahme: Radio Kiepenkerl, Radio Bonn/Rhein-Sieg und Radio Gütersloh) heute ab 18.00 Uhr. Hier einige Auszüge aus dem Interview:
Wie steht das neu gewählte SPD-Führungsduo Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans zur GroKo? „Die beiden haben jetzt auch erkannt, es ist besser, dass man die Dinge, die die Menschen erwarten, jetzt auch umsetzt. Wir stehen mitten im Kohleausstieg beispielsweise, das Klimapaket wird jetzt in Kürze verabschiedet. Also, einfach alles hinschmeißen ist, glaube ich, auch nicht sehr populär“, äußert sich Ministerpräsident Armin Laschet optimistisch zur Fortführung der GroKo. Menschlich zumindest stimmt es zwischen Armin Laschet und dem neuen SPD-Chef: „Als Mensch ist er sehr angenehm, mit ihm kann man auch ein Kölsch trinken. Er ist ja in Köln lebend und ein lebensfroher Mensch“, so Laschet weiter.
Leon Windscheid steht der aktuellen Art und Weise, wie Politik gemacht wird, sehr kritisch gegenüber: „Ich merke tatsächlich, wo es auch noch einmal um die Regionalkonferenzen der SPD ging, dass da in meiner Brust zwei Herzen schlagen: Weil ich einerseits spüre, Basisdemokratie und der Einbezug vieler Menschen ist gut, aber man hat doch zunehmend den Eindruck, dass die Parteien sich nur noch mit sich selbst beschäftigen. Ich war irgendwann so genervt von all diesen Debatten, wer machts jetzt… Ich sehe das bei der CDU, ehrlich gesagt, ganz genauso. Das innerparteiliche Zerfleischen aus Sicht eines Wählers…nervt nur noch… Wenn ich mir angucke, wie viel Lust junge Leute auf Parteien haben, dann frage ich mich manchmal, ob das die Zukunft sein kann.“
Bei diversen Landtagswahlen in diesem Jahr hat die AfD teilweise stark hinzugewonnen. Vor allem im Osten hatte sie großen Erfolg. Wie kann das sein? „Die Zeit ist gerade so emotional aufgeladen, wie ich es für mich persönlich vorher noch nie erlebt habe. Und wenn ich mir über eines wirklich Gedanken mache, dann ist es nicht die ewige Diskussion über diese eine Partei. Ich glaube, wir müssen noch mehr an die Wurzel gehen, nämlich wie wir als Menschen mit einer Situation umgehen, wenn es schwierig wird. Die Grundidee, wie wir zusammenleben, ist eine gute. Und wir müssen einfach nur gucken, wie wir mit den Herausforderungen der jetzigen Zeit, mit den Ängsten der Leute, mit den Sorgen, die sie auch haben, so umgehen, dass wir es schaffen, eine Basis zu finden, die eben nicht mit Extremismus einhergeht“, so Stefanie Kloß von Silbermond.
Ein zentrales Thema dieses Jahres ist natürlich der Klimawandel und die Proteste, die von verschiedenen Bewegungen ausgehen. Auf die Frage, ob sie die aufmerksamkeitsstarke Aktion ‚Fridays for Future‘ als Konkurrenz zu ‚Plant for the Planet‘ empfindet, sagt Klimaaktivistin Jana Reiter Folgendes: „Auf keinen Fall. Wir arbeiten ja an einem gemeinsamen Ziel – wir kämpfen für unsere Zukunft und gegen die Klimakrise. Da denke ich nicht, dass es Konkurrenz gibt, sondern ganz im Gegenteil. Es gibt ganz viele Überschneidungen. Ganz viele Botschafter für Klimagerechtigkeit von unserer Organisation sind auch bei ‚Fridays for Future‘ aktiv. Und deswegen ist es eher eine Zusammenarbeit für das gleiche Ziel als Konkurrenz.“
Armin Laschet ist der Meinung, dass Deutschland schon viel tut für den Klimaschutz. Er sieht aber auch Grenzen: „Wir dürfen eines nicht machen, wenn wir über die Menschen in Deutschland reden. Wenn wir ab morgen null CO2 ausstoßen würden, ab morgen alles aus – alle Kraftwerke aus, alle Autos und die Landwirtschaft weg, sind das zwei Prozent auf der Welt. Und wir wollen Vorbild sein, deswegen machen wir es ja. Aber den Leuten einzureden, weil wir dieses oder jenes nicht tun, ändern wir etwas am Weltklima, das wird auch nicht richtiger. Wir brauchen China, wir brauchen die USA, die das Klimaabkommen nicht unterschrieben haben, wir brauchen Russland“, so der Ministerpräsident.
Das Gesicht der Klimakrise – Greta Thunberg – polarisiert zunehmend. Warum ist das so? „… Die junge Generation greift ein Lebensmodell, ein Weltbild an, dass wir uns aufgebaut haben… Das greift Menschen massiv an. Ich glaube, da darf man nicht zu viel verlangen, wie schnell dieses Umdenken funktioniert…“, erklärt Leon Windscheid.
Bei den Wünschen für das neue Jahr würde sich Jana Reiter über weitere Lösungen für das Klimaproblem freuen. Ministerpräsident Laschet treibt der Umgang der Menschen miteinander um: „Ich würde mir wünschen, dass diese irre Aggression und dieser Hass, den man überall spürt – im Netz, gegenüber Polizist*innen, Feuerwehrleuten – wo auch immer, dass wir da ein bisschen runterkommen und vielleicht mal wieder ein bisschen normaler miteinander umgehen. Heute wirkt das alles so verfeindet, so persönlich, dass das – jenseits aller Streitthemen – das Land zerreißt“, sorgt sich Laschet. Leon Windscheid freut sich über seinen Vater, der künftig als Neu-Rentner in seinem Unternehmen als Aushilfe anfangen wird. Stefanie Kloß ist gespannt auf ihre Tour Ende Januar/Februar: „Ich freue mich, dass wir wieder tolle Menschen treffen, Leute, die zuversichtlich und engagiert sind, aber auch das Leben mit Musik genießen und hoffentlich auch mit uns“.
Ina Pfuhler
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